Die Schaffung veränderbarer Räume im Web

Im Anschluss an meinen Text »Von der No-Layout-Ära zur wiedergewonnenen Fluidität des Webs« möchte ich mich kurz und knapp mit einem Artikel von Ethan Marcotte aus dem Jahr 2010 beschäftigen. Marcotte, Begründer des Terminus »Responsive Web Design«, beschreibt darin seinen Ansatz, Webseiten unabhängiger von ausgewählten Endgeräten zu entwickeln. Er verfolgt dabei den Vorschlag mit Media Queries zu arbeiten, auf welche ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen möchte. Sie sind zwischenzeitlich zum Standard-Werkzeug responsiver Gestaltung geworden.

Viel reizvoller finde ich seine Verknüpfung zwischen »responsive architecture« und der Gestaltung im Web. Dabei geht es grundsätzlich um die Frage, »wie physische Räume auf die Anwesenheit von Passanten reagieren können«1. Mit Bezug auf das Buch Interactive Architecture von Michael Fox und Miles Kemp, kristallisiert er den feinen Unterschied heraus: Es geht nicht darum unveränderliche Räume zu schaffen, sondern darum, dass sich die Nutzer und die Struktur gegenseitig beeinflussen können.2 Das ist vor allen Dingen wichtig, da das Web ein vergängliches Medium ist. Innerhalb weniger Jahre ändern sich Fensterbreiten, Bildschirmauflösungen, Benutzereinstellungen oder installierte Schriftarten.3 Viel mehr spricht er sich dagegen aus, das Design auf immer mehr unterschiedliche Endgeräte zuschneiden zu wollen. Er ist überzeugt davon, dass wir als Webdesigner »ein optimales Seherlebnis entwerfen und standardbasierte Technologien in unser Design einbetten können, um sie nicht nur flexibler zu machen, sondern auch an die Medien anzupassen, die sie rendern«4. Nur so kann man effektiv mit der Tatsache arbeiten, dass sich die Landschaft an angebotener Betrachtungsmöglichkeiten enorm schnell ändert.5

Wichtig ist Marcotte dabei nicht nur das visuelle Ergebnis, sondern auch die Möglichkeit die Benutzerfreundlichkeit verbessern zu können. So kann beispielsweise Fitts’ Gesetz über Touch-Geräte besser umgesetzt werden.6

Die drei technischen Zutaten für RWD

Als primäre Zutaten zur Umsetzung von responsiven Webdesigns sieht Marcotte flüssige Raster, flexible Bilder und Medienabfragen. Zudem ist eine andere Denkweise in Bezug auf das Medium erforderlich,7 das sich letztendlich sehr stark vom Printdesign unterscheidet und somit sehr viele neue Herausforderungen an den Gestalter herangetragen hat.

Abschließend ist der Ansatz der Media Queries aus heutiger Sicht eine Selbstverständlichkeit. Im Jahr 2010 war die Einführung des »Responsive Web Design« jedoch eine massive Neuerung. Schon zuvor gab es z. B. verschiedene Bildschirmgrößen oder -auflösungen und schon durch das iPhone, das 2007 auf den Markt kam, ist das Bedürfnis gewachsen, flexibler reagieren zu können. Langfristig macht es bei der Masse an Geräten aber natürlich keinen Sinn für jedes separate Versionen zu gestalten. In der Übergangszeit und auch bis heute, sieht man zudem Webseiten, welche komplett abgekoppelt für mobile Endgeräte entwickelt sind und sogar mit einer eigenen Subdomain angesprochen werden. In manchen Fällen macht das sicher nach wie vor Sinn, doch insgesamt sollte im Vordergrund stehen, sich anpassende Seiten zu gestalten, die auch die nächsten Endgeräte überstehen.
In Bezug auf mein Thema finde ich es außerdem sehr spannend, wie sich erneut Technologie, Design und das Bedürfnis der Menschen gegenseitig beeinflussen und Schritt für Schritt in ihrer Evolution voranbringen.

Quellen
  1. Marcotte, Ethan: »Responsive Web Design«, Stand: 25.5.2010, URL: https://alistapart.com/article/responsive-web-design, Absatz 8, abgerufen am 26.6.2017.
  2. Vgl. Ebd., Absatz 9.
  3. Vgl. Ebd., Absatz 2.
  4. Ebd., Absatz 10.
  5. Vgl. Ebd., Absatz 3.
  6. Vgl. Ebd., Absatz 27.
  7. Vgl. Ebd., Absatz 31.