Gespräch mit Emanuel von Turmares

Emanuel von Turmares (Whale Watching in Tarifa)

Während der Exkursion in Tarifa können Celina, Sharon und ich für unser Projekt eine Whale Watching Tour von Turmares begleiten. Bevor wir losfahren sprechen wir mit Emanuel, der unser heutiger Bootsführer sein wird. Sharon führt dieses Gespräch.

Hi, kannst Du mir was über dich erzählen: Was für eine Art von Arbeit machst du bei Turmares?

Ich habe woanders Meeresbiologie studiert, aber meine Familie ist von hier, aus Tarifa. Hauptsächlich bin ich Bootsführer, aber nachdem ich jahrelang hier arbeite, bin ich auch verantwortlich für die Bildung in der Forschungsabteilung. Ich arbeite mit Kindern. Schulgruppen kommen beispielsweise zu Turmares und ich mache davor eine Präsentation und gehe dann mit den Kindern auf das Boot zum Whale Watching.
In der Forschungsabteilung weise ich nur die neuen Leute ein, die zu Turmares kommen. Jedes Jahr haben wir neue Leute, die bei Turmares arbeiten und an ihrer Abschlussarbeit für den Master sitzen.

Wir haben im Büro Poster, für alle Leute, die diese Studien sehen möchten. Für die Studien machen wir verschiedene Dinge auf dem Boot: Wir notieren den Längen- und Breitengrad oder die Bootsgeschwindigkeit. Das ist sehr wichtig zu wissen, um zu sehen wie sich das Verhalten ändert. Wir brauchen alles mögliche, um das Verhalten zu analysieren: Wie viele Delfine, wie viele Individuen sind in jeder Gruppe? Wie lang bleiben die Delfine beim Boot? Manchmal verbringen sie nicht viel Zeit mit uns, was auch davon abhängig ist, wie wir uns auf dem Boot verhalten. Das ist sehr wichtig zu wissen, wenn die Delfine ihr Verhalten ändern. Wenn auf dem Boot viel Lärm ist, gehen die Delfine weg.

Wie viele Touristen fahren pro Tag mit?

In der Nebensaison sind es zwei Bootsausfahrten pro Tag, in der Hauptsaison bis zu sieben.

Wenn es eine Chance gibt noch ein 3. Boot zu kaufen, um beispielsweise im Sommer mit mehr Leuten raus zu fahren: Würdest Du das tun oder ist das nicht so gut für die Delfine?

Nein, also wir sind hier in Tarifa nur zwei Unternehmen, die Whale Watching machen. Das sind insgesamt vier Boote.

Und es ist nicht möglich neue Boote zu kaufen?

Es ist möglich, aber das Problem ist der Hafen, der sehr klein ist. Daher ist nicht so viel Platz für zusätzliche Boote. Aber es wäre kein Problem, wenn es mehr Whale Watching-Unternehmen geben würde. Denn wenn man simplen Regeln folgt: Nicht zu viel Zeit mit den Delfinen verbringen, nicht mehr als zwei Boote pro Delfingruppe, … Wenn du solchen Regeln folgst, ist es kein Problem für die Tiere.

Wenn hier andere Unternehmen sind, dann seid ihr aber nicht zur gleichen Zeit bei einer Gruppe, oder?

Die Zeiten sind dieselben, 12 Uhr, 15 Uhr … das sind typische Zeiten. 12 Uhr ist eine perfekte Zeit für eine Ausfahrt, das andere Unternehmen hat diese Zeit auch. Aber: Wenn wir raus fahren, reden wir miteinander und gehen zu unterschiedlichen Plätzen und wechseln uns ab. Wir versuchen nicht gleichzeitig bei den gleichen Tieren zu sein.

Welche Art von Arbeit gibt es auf dem Boot? Sind dort nur Führer oder auch Wissenschaftler wie Biologen?

Ja, ich bin nun auch Matrose. Viele arbeiten im selben Unternehmen und ich habe nun letztendlich den Titel bekommen. Normal ist ein Matrose und ein Führer auf dem Boot, es kommt aber darauf an, wie viele Passagiere dabei sind. Also ob drei Führer, zwei oder nur einer und alle Führer sind Wissenschaftler. Also sind wir meistens zwei Wissenschaftler auf dem Boot und wir reden über die Tiere, die Bedingungen, über die Straße von Gibraltar. Wir kennen die Merkmale und sprechen darüber auf dem Boot.

Seit wann bist du bei Turmares?

7 Jahre jetzt.

Und welche Erkenntnisse gab es aus der Forschung in den letzten 7 Jahren?

Ich hab als Führer angefangen und habe dann mehr Erfahrung gesammelt und bin sicherer geworden mit meinem Boot. Und jetzt bin ich in der Bildungsabteilung. Ich arbeite hauptsächlich mit den Kindern und habe in der Forschung nicht viel Erfahrung. Aber ich weiß, welche Schritte es gibt und kann helfen, wenn man z. B. Präsentationen machen muss.

Und was passiert mit dem Aufschrieb vom Boot? Wird das dann alles in den Computer übertragen?

Ja, das haben wir auf dem Boot mit dabei und übertragen das in eine Datenbank. Das ist sehr wichtig für uns, weil wir wissen wie das Verhalten und die Aktivitäten sind. Wir finden heraus wie die sozialen Strukturen sind und ob sie zusammen sind oder so. Das ist sehr wichtig für uns, weil wir wissen wollen wie die Bevölkerung aussieht. Jeden Tag fahren wir raus, machen ein Foto … Das Foto müssen wir auf jedenfall machen, weil die Flosse z. B. wie ein Fingerabdruck ist. Je nach Tier muss ein Foto von einem anderen Körperteil gemacht werden. Dadurch wissen wir, ob es jedes Jahr die gleiche Gruppe ist oder ob ein Individuum zu einer anderen Gruppe gewechselt hat. Das ist sehr schwierig auf dem Boot, weil du mit den Kunden sprechen, ein Foto machen und die Daten aufschreiben musst. Man ist die ganze Zeit auf Achse. Aber es ist wundervoll. Das ist ein wirklich toller Job.

Wie werden die Daten dann genutzt?

Es gibt unterschiedliche Wege, die Daten zu nutzen.
Sei es nur die Foto-ID oder um zu wissen welche Individuen in den Gruppen sind, wie ist der Längen- und Breitengrad … In unserem Büro ist eine Wand mit einer Ortskarte. Es kommt auf alles an: Welche Art von Tier, zu welcher Uhrzeit, welche Art von Wind und so weiter. So wissen wir es natürlich nicht exakt, aber können einschätzen, wo die Tiere sich aufhalten.

Ist es für dich wichtig, dass die Leute, die mitgehen, etwas lernen?

Ich liebe die Tiere, aber das wichtigste sind für mich die Kunden. Die Kunden haben teilweise noch nie Delfine gesehen oder saßen noch nie in einem Boot. Daher musst du sie beruhigen, alles erklären und so weiter. Ich liebe Delfine, aber die Kunden sind mir wichtiger.