Tim Berners-Lee erläutert in seinem TED-Vortrag »The next web« im Februar 2009, was genau unter seinem Konzept »Linked Data« zu verstehen ist und wie wichtig es ist, dass wir alle gemeinsam daran arbeiten, so viel Daten wie möglich im Internet bereitzustellen.
Zunächst versucht Berners-Lee die Unterscheidung zwischen Dokumenten und Daten klarzumachen, da die bereits vorhandenen Dokumente im Web allgemein sicher auch als Daten verstanden werden.1 Daten müssen aber in einer speziellen, maschinenlesbaren Form aufbereitet werden, damit sie von Computern lesbar sind.
Er sieht ein, dass Daten zunächst langweilig erscheinen, weist aber darauf hin, dass sie enorm interessant werden, wenn man beginnt sie zu kombinieren.2 Er fordert das Publikum auf, sich vorzustellen, wie eine Welt aussehen könnte, in der alles, was man sich vorstellen kann in Form von Daten ins Web gespeist und verknüpft wird. Das ist das, was er linked data bzw. verknüpfte Daten nennt. Für die Erstellung von Daten nennt er drei wichtige Regeln. Nicht nur Dokumente, sondern alle Dinge, um die es in Dokumenten geht werden mit HTTP: beginnen und somit eindeutig benennbar sein.3 Die zweite Regel ist, dass man bei der Abfrage dieses HTTP:-Dokuments zusätzliche Daten erhält, die für die Anfrage relevant sind.4 Dass es allein um die Beziehung zwischen den Daten geht, sieht er als dritte Regel. So kann man die Daten effektiv Weise durchsuchen.5
Die Macht der Daten
Berners-Lee hebt mehrmals hervor, dass die Daten umso mächtiger werden, je mehr davon existieren und miteinander verbunden werden.6 Daher ist es für ihn so wichtig, dass es das Web ermöglicht, dass alle Arten von Daten eingespeist werden können: Ob Regierungsdaten, Unternehmensdaten, wissenschaftliche und persönliche Daten, Wetterdaten oder ganz andere Daten. Für ihn sind alles wichtige Daten.7
Um die Macht der Daten weiter zu unterstreichen, verdeutlicht er, wie wichtig sie für die Lösung der Herausforderungen der Menschheit sind. Wissenschaftler, die sich den Problemen stellen, können ohne Daten nicht ausreichend über das Web kommunizieren. Zudem wird laut Berners-Lee ein großer Teil des menschlichen Wissens in irgendwelchen Datenbanken verborgen, oft sogar auf Computern gelagert und nicht geteilt.8 Als anschauliches Beispiel nennt er die Forschung nach neuen Medikamenten gegen Alzheimer. Die Frage, welche Neuronen bei der Signalübertragung beteiligt und außerdem verwandt mit pyramidenförmigen Neuronen sind, liefert bei Google 223.00 Treffer mit null brauchbaren Ergebnissen, da keiner diese Frage je gestellt hat. In einer Datenbank mit verknüpften Daten lassen sich 32 Treffer, die alle auf die Ausgangsfrage zutreffen, finden. Auch die Querverbindung zwischen verschiedenen Wissenschaften sieht er als enorme Wende.9 Als weiteres Beispiel nennt er OpenStreetMap, das es jedem erlaubt, die Erde zu vermessen, einzutragen und Orte einzuspeisen. So kann jeder seinen Teil zu einem großen Ganzen beitragen.10
Der Begründer des Webs macht klar, dass Linked Data nicht nur große Institutionen angeht, sondern jeden einzelnen betreffen. Zudem fordert er beispielsweise Interoperabilität zwischen sozialen Netzwerken, um die Mauern zwischen ihnen abzubauen. Das müsse mit verknüpften Daten geschehen.11 Spätestens hier sehe ich viele zweifelnde Gesichter, mich selbst zum Teil mit eingeschlossen. Trotz der überzeugenden Beispiele und dem großen Wert, den ich in Linked Data erkennen kann, sehe ich vor allem die fehlende Privatsphäre durch Öffnung des Systems.
Alles in allem sehe ich jedoch überwiegend die Vorteile darin, einen großen allumfassenden Informationsraum zu schaffen, der nicht durch Silos voneinander abgegrenzt wird. Diesen Raum mithilfe von Daten zum semantischen Web aufzuwerten (Struktureller Aufbau des Webs und die Koexistenz von Mensch und Maschine ») halte ich zudem für einen enormen Fortschritt in der menschlichen Entwicklung, der die Masse an Informationen und Wissen in eine nutzbare Form bringen kann.
Quellen
- Vgl. Berners-Lee, Tim: »The next web«, URL: https://www.ted.com/talks/tim_berners_lee_on_the_next_web/, TC: 00:03:53–00:04:15, abgerufen am 17.8.2017.
- Vgl. Ebd., TC: 00:04:50–00:05:44.
- Vgl. Ebd., TC: 00:05:44–00:06:26.
- Vgl. Ebd., TC: 00:06:26–00:06:51.
- Vgl. Ebd., TC: 00:06:51–00:07:31.
- Vgl. Ebd., TC: 00:07:31–00:08:10.
- Vgl. Ebd., TC: 00:09:04–00:09:41.
- Vgl. Ebd., TC: 00:11:20–00:11:57.
- Vgl. Ebd., TC: 00:11:57–00:13:10.
- Vgl. Ebd., TC: 00:14:04–00:15:10.
- Vgl. Ebd., TC: 00:13:10–00:14:04.