Natural User Interfaces – Die unsichtbaren Schnittstellen

Marco Spies erwähnt in seinem Buch »Branded Interactions: digitale Markenerlebnisse planen und gestalten« das Natural User Interface (NUI), durch das Eingabegeräte wie z. B. die Maus oder Tastatur überflüssig werden. NUI bezieht sich dabei auf die »Art der Nutzung, nicht auf das Interface selbst«1.
Luciano Floridi erwähnt bereits, dass Schnittstellen immer transparenter werden (Erkenntnisse und Eindrücke zu Luciano Floridis Buch»Die 4. Revolution« ») und Spies beschreibt, dass Interfaces nicht automatisch »Natural« sind, wenn z. B. an bekannten Mouse-Interaktions-Mustern festgehalten wird. Des Weiteren empfiehlt er, dass sich Gestalter von bekannten click-and-point Design Pattern frei machen sollten.2

Veränderung der Strukturen digitaler Inhalte

Diese Tatsache bringt viele neue Herausforderungen für den Gestalter mit sich. Auch wenn sich das NUI eher auf die Art und Weise der Interaktion bezieht, stellen sich Fragen inhaltlicher und gestalterischer Natur. Aus meiner Sicht könnten sich sämtliche Strukturen digitaler Inhalte verändern. Steht die Art der Eingabe erstmal fest, sei es beispielsweise via Spracheingabe oder via freier Gesten durch Hardware wie der Microsoft Kinect, müssen sämtliche bisherige Pattern (Interaktionsmöglichkeiten) überdacht werden. Benötigt man auf Webseiten noch Navigationshilfen wie beispielsweise »Zurück-Buttons« oder Breadcrumbs, wenn man sich auch durch Gesten wie beispielsweise Swipen behelfen kann? Benötigt man generell noch eine Navigation wie bisher oder könnte auch hier eine völlig neue Art gefunden werden? Wie sieht eine Suchfunktion aus, die nicht mehr zwingend grafisch sein müsste, sondern ähnlich wie »Google Now« funktionieren könnte?

Verschmelzung der virtuellen und analogen Welt

Ich sehe hier viel Potential, digitale Inhalte noch spezieller auf digitale Medien zuzuschneiden. Viele Inhalte sind bisher nach wie vor der analogen Welt entrissen, so haben beispielsweise eBooks noch immer Seitenzahlen, die aus meiner Sicht völlig überflüssig sind. Andererseits sehe ich noch viel Raum für Annäherungen zwischen der virtuellen und analogen Welt, welche durch Natural User Interfaces bereits enger aneinander rücken. In den Bestrebungen Innovation zu schaffen, sehe ich häufig ein übergeordnetes Ziel: Die Verschmelzung der virtuellen und analogen Welt. Wie können Muster der analogen Welt noch mehr im Virtuellen eingesetzt werden, so dass sie einerseits nicht einfach stupide überführt werden, jedoch bekannte Interaktionsmuster von Menschen abgerufen werden können? Da sich Menschen mit der Technologie verändern und an sie anpassen, stellt sich die weitere Frage, welche Muster es überhaupt wert sind wieder aufgegriffen zu werden und welche man getrost fallen lassen kann.

Natural User Interfaces wird definitiv ein Thema sein, das meinen Master begleiten wird. Hier sehe ich sowohl im technischen als auch im gestalterischen Bereich sehr viel Potential für gestalterische Experimente und Innovationen.

Quellen
  1. Spies, Marco: »Branded interactions: digitale Markenerlebnisse planen und gestalten«, Mainz 2012, S. 223.
  2. Vgl. Ebd.