Generation mitten im Wandel

Nadelhaufen

Im Rahmen meiner Recherche habe ich bereits wichtige Erkenntnisse des Buchs »The digital turn – Design in the Era of Interactive Technologies« festgehalten (Empathische Interaktion »).

Zwei weitere Essenzen finde ich im Essay »The end of the word as we know it« von Lustlab, sowie »Digital Culture: From open design to creating your own future« von Susanne Stauch.

Unsere Fähigkeiten gehen durch den digitalen Wandel nicht verloren

Lustlab spricht über den aktuellen Wandel, dem vor allem auf Papier geschriebene Bücher zu Lasten fällt. Doch selbst, wenn diese nicht mehr da sein werden, wird noch immer »die Fähigkeit Geschichten aufzuzeichnen, mit geschriebener Sprache zu kommunizieren und Geschichten zu erzählen überleben«. Des Weiteren verändert sich zwar unsere Art zu lesen, doch noch »nie zuvor haben wir mehr gelesen und geschrieben als jetzt.« Zwar ist der Weg kürzer und informeller, doch pro Sekunde werden Millionen von E-Mails, Textnachrichten, Facebook-Updated oder Tweets geschrieben.1
Diese Essenz ist nicht revolutionär, doch halte ich sie für eine spannende Perspektive, die man meist nicht einnimmt. Häufig macht sich eher das schlechte Gewissen breit, nicht ausreichend (Bücher) zu lesen. Des Weiteren spricht Lustlab davon, dass unsere Erwartungen an den Wandel und die Technologie sehr zwiespältig sind: Zum einen möchten wir, dass uns Aufgaben abgenommen werden und vieles automatisiert wird, andererseits fordern wir die Fähigkeit der Individualisierung.2

Mitten im Wandel

Diese Massen-Individualisierung nimmt auch Stauch in ihrem Essay auf. Diesen Punkt erwähne ich vor allem deshalb, weil sich eine Generation und ein Zeitgeist häufig erst rückblickend sehen und verstehen lässt. Zwar kennen wir alle die Bewegungen der letzten Jahre, doch scheint das Ausmaß dieses Wandels erst aufgezählt und niedergeschrieben an Gewicht zu gewinnen.
Sie spricht davon, dass sich die kreative Avantgarde, die junge Generation, kritisch auflehnt und eine Haltung des Anti-Establishment einnimmt. Wie sie recyclebares Design entwickelt, Objekte reparieren möchte anstelle sie wegzuschmeißen. DIY und alte Handwerkskunst werden wieder beliebt, Open-Source-Projekte, Co-Working und File Sharing sind weit verbreitet. Es gibt urbane Guerilla-Aktionen, Flashmobs und vieles mehr, was uns als Designer dazu zwingt, Dinge zu überdenken, uns selbst neu zu positionieren und das wahre Potential des offenen und kritischen Denkens in unsere Arbeitsmethoden einfließen zu lassen.3
Des Weiteren spricht sie sinngemäß davon, dass die Aufgabe des Designers viel weiter geht als die des reinen »Aufhübschens«: Neben Themen wie Nachhaltigkeit (Umweltverträglichkeit, Lebenszyklen oder Materialität), reflektieren wir die Usability und Nutzerfreundlichkeit interaktiver Produkte und sollten neben dem technischen Verständnis bestenfalls noch Kenntnisse über Psychologie oder Soziologie mitbringen.4 Zwar bestand die Arbeit des Designers noch nie aus reinem Aufhübschen, doch die Themenfelder scheinen aus meiner Sicht zu wachsen und komplexer zu werden.

Stauch versucht damit die aktuelle Lage zu reflektieren, in der wir im »globalen Dorf« in einer Zeit des Teilens und der Gemeinschaft leben, selbst wenn es sich häufig nicht so anfühlt. Es ist ein Wandel im Gang und die Themengebiete der Designarbeit sind sehr komplex und unheimlich spannend. Es stehen jede Menge Möglichkeiten offen und es ist viel Platz und Bedarf für Innovationen, um diesen Wandel sowohl zu bewerkstelligen als auch weiterzutreiben.

Quellen
  1. Vgl. Lustlab: »The end of the word as we know it«, in: Junge, Barbara; Eds.: Zane, Berzina; Scheiffele, Walter; Westerveld, Wim; Zwick, Carola, »The digital turn – Design in the Era of Interactive Technologies«, Berlin 2012, S. 13.
  2. Vgl. Ebd., S. 15.
  3. Vgl. Stauch, Susanne: »Digital Culture: From open design to creating your own future«, in: Junge, Barbara; Eds.: Zane, Berzina; Scheiffele, Walter; Westerveld, Wim; Zwick, Carola, »The digital turn – Design in the Era of Interactive Technologies«, Berlin 2012, S. 263.
  4. Vgl. Ebd.