Hyperland: Durch Micons ans Ziel

Hyperland | Micons

Der Dokumentarfilm (oder die Fantasy-Dokumentation1) »Hyperland« aus dem Jahr 1990 wurde von Douglas Adams geschrieben und von Max Whitby produziert. In dem 50-minütigen Film geht es unter anderem um interaktives Multimedia sowie andere Technologien wie z.B. einen VR-Helm. Er zeigt dabei vorstellbare Ansätze für ein Hypermedium.

Der Software-Agent stellt sich vor

Der Hauptdarsteller Douglas Adams schläft vor dem Fernseher ein und trifft in seinem Traum auf Tom Baker – die Personifizierung eines Software-Agenten. Mit der Frage, ob Adams gelangweilt vom linearen, nicht-interaktiven Fernsehen ist, tritt er mit Adams in Kontakt. Da jener aber überfordert mit dieser neuen Form der Kommunikation ist, fordert ihn der Agent auf, mit ihm zu interagieren. Baker beschreibt sich als eine Simulation, eine künstliche und komplett anpassbare Persönlichkeit, die nur als Anwendung in seinem Computer existiert.
Optisch an einen Butler angelehnt, präsentiert er sich dabei als selbstloser Assistent, der jederzeit für jede Art von Arbeit bereit ist. Er könne ihm sofortigen Zugang zu jedem Stück Information, das digital irgendwo auf der Welt gespeichert ist, ermöglichen: Jedes Bild, jeder Film, jeder Sound, jedes Buch, jede Statistik, jeder Fakt. Jede Verbindung zwischen allem, was er sich nur vorstellen kann.2

Hyperland | Konfigurationsoberfläche
Konfigurationsoberfläche für den Software-Agenten Tom BakerII

Als nächstes stellt der Agent die Konfigurationsoberfläche vor, von wo aus Adams alle Einstellungen vornehmen kann. Über eine grafische Benutzeroberfläche hat man die Wahl, wie der Assistent sprechen soll – ob forsch oder freundlich oder mit welchem Akzent –, was er an hat oder welche Spezies er sein soll.3 Es wird suggeriert, dass der Nutzer die komplette Kontrolle besitzt und alles erdenkliche auch möglich ist.
Bei der Frage, welchen Namen diese Software hat, nennt Tom Baker eine ganze Liste: Dynabook, Hyperspace, Cyberia, Infinite Virtual Address Space, Intelligent TV, Interactive Television, Interactive Multimedia oder Hypertext.4

Anlehnung an ein Hypermedium

Hyperland ist in seinem Aufbau selbst an ein Hypermedium angelehnt. So klickt sich Adams mithilfe seines Agenten über sogenannte Micons – ein Kunstwort aus Moving und Icons – durch den Informationsraum. Die geloopten Micons stehen dabei für eine Idee, ein Konzept oder ein Stück Information in irgendeiner Form.5
Neben diversen Beispielen interaktiver Systeme stellt Tom Baker Auszüge der historischen Entwicklung vor. So erwähnt er Vannevar Bushs Memex, Ted Nelsons Hypertext-Idee, die Gründung des MIT Media Labs und des Multimedia Labs, sowie Robert Abel,6 welcher als Pionier der Computeranimation und visueller Effekte7 oder sogar als Vater interaktiver Erfahrungen gilt.

Adams gelangt dabei zusammen mit Baker immer tiefer in die Informationssphäre, was am Beispiel des Atlantic Monthly, in dem Vannevar Bush seinen berühmten Essay »As We May Think« veröffentlichte, demonstriert wird. Douglas Adams wählt naheliegenderweise den Atlantik als nächstes Ziel. Hierüber gelangen sie zur Ökologie, Ozeanografie, Schifffahrt, Literatur und zu einem Live Feed. Der Live Feed zeigt als Quellen die Labrador-Basis und den Azoren-Gibraltar-Rücken. Auf Nachfrage, ob das wirklich live wäre, gesteht Baker ein, dass die Bilder 10 Sekunden Verzögerung hätten, was also live wäre.
Als weiteren »Tiefgang« wird die Sparte Literatur vorgestellt, welche passend zum Atlantik, assoziative Verknüpfungen zu Melville, Conrad, Hemingway, Coloridge, CS Forrester oder »Mehr« zeigt. Texte werden dabei parallel vorgelesen, da die Autoren scheinbar über Wasser schreiben.8

Im weiteren Verlauf werden verschiedene Systeme vorgestellt, so z. B. die interaktive Anwendung »Life Story – Demonstration Prototype« des MIT Labs. Auf den Film »Life Story« zugeschnitten, können beispielsweise spezielle Inhalte ausgewählt oder Transkriptionen abgerufen werden. Das Team bestand aus Steve Gano, Kristee Kreitman, Kristina Hooper, Mike Naimark und Fabrice Florin. Letzterer spricht im Interview davon, dass das interessante an Multimedia die Tatsache ist, dass man viele Stories zusammenführen kann. Es gibt nicht nur eine, sondern eine Verflechtung vieler. Diese Vielzahl macht aus seiner Sicht den Unterschied, so dass man von einer zur anderen wandert und den Themenkomplex aus unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachten und miteinander vergleichen kann.9

Resümee

Für meine Nachforschungen hat der Film inhaltlich leider keinen großen Mehrwert. Zum einen liebe ich jedoch die Art und Weise, wie er umgesetzt ist. Zum anderen faszinieren mich die damaligen Ansichten, welche einerseits sehr zukunftsweisend wirken, andererseits aber sicher genau am Geist der Zeit liegen. Mitten im Aufbruch und längst auf dem Weg in ein neues Zeitalter.

Quellen
  1. Vgl. »Hyperland« in: »Wikipedia, the free encyclopedia«, Stand: 7.3.2017, URL: https://en.wikipedia.org/wiki/Hyperland, abgerufen am 6.12.2017.
  2. Vgl. Whitby, Max; geschrieben von: Adams, Douglas: »Hyperland«, Dokumentation, 50 Minuten, Vereinigtes Königreich 1990, TC: 00:03:17–00:05:14.
  3. Vgl. Ebd., TC: 00:05:14–00:06:18.
  4. Vgl. Ebd., TC: 00:06:32–00:06:40.
  5. Vgl. Ebd., TC: 00:07:20–00:08:10.
  6. Vgl. Ebd., TC: 00:06:40–00:07:20.
  7. Vgl. »Robert Abel (animator)« in: »Wikipedia, the free encyclopedia«, Stand: 28.8.2017, URL: https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Abel_(animator), abgerufen am 6.12.2017.
  8. Vgl. Whitby, Max; geschrieben von: Adams, Douglas: »Hyperland«, Dokumentation, 50 Minuten, Vereinigtes Königreich 1990, TC: 00:12:0–00:14:20.
  9. Vgl. Ebd., TC: 00:31:32–00:32:53.
Abbildungen
  1. Titelbild: Eigener Screenshot; Whitby, Max; geschrieben von: Adams, Douglas; mprove: »Hyperland‹«, Dokumentation, 50 Minuten, Vereinigtes Königreich 1990, URL: https://vimeo.com/72501076, TC: 00:07:27, abgerufen am 6.12.2017.
  2. Vgl. Ebd., TC: 00:06:14.