Im Galopp zur nächsten Information

Nach der Behandlung der »Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace« möchte ich einen weiteren Einblick über John Perry Barlow erhalten. Dabei bin ich auf den Podcast TWiT.tv von Leo Laporte aus dem Jahr 2010 gestoßen. Gemeinsam mit Tom Merritt spricht er in »TWiT Live Specials 43: Live With John Perry Barlow« mit dem Bürgerrechtler und Songtexter John Perry Barlow über die Electronic Frontier Foundation, die Freiheit im Internet sowie die Unabhängigkeitserklärung selbst. Leider wird letzteres eher angeschnitten als wirklich besprochen, so dass ich aus dem Podcast keinen wirklichen Benefit für meine Arbeit ziehen kann. Nichtsdestotrotz äußert Barlow interessante Gedanken, welche ich kurz dokumentieren möchte.

In Bezug auf die Unabhängigkeitserklärung und Regierung verfestigt er seine Meinung, dass man zu einem großen Schöpfer der Umgebung wird, in der man selbst geformt wird. Seinem Empfinden nach, sind die meisten innerhalb der Regierung unter anderen Umständen geformt worden als die Leute, die die meiste Zeit virtuell verbringen.1

Weiter merkt er an, dass es durch z. B. Wikipedia möglich geworden ist, dass man für die meisten Dinge, für die es eine Wahrheit gibt, auch eine Wahrheit kennen kann. Nach ihm ist die Voraussetzung, wie wir Wahrheit und Realität verstehen, Dinge einer maximalen Wahrnehmung auszusetzen und dann einen gemeinsamen Konsens zu finden. Speziell bei Wikipedia muss er daher keinen Zweifel daran haben, dass eine Antwort nicht stimmt. Was er nicht berücksichtigt hatte ist, dass viele Leute die Wahrheit nicht kennen wollen oder sogar glücklich sind vorsätzlich falsche Informationen zu streuen, weil es ihnen hilft.2
Zudem ist er überzeugt davon, dass wir besser darin werden, schlechte und gute Informationen unterscheiden zu können. Momentan (2010) sieht er uns noch als kulturelles Äquivalent eines 13 1/2-jährigen.3

Twitter hält er nicht für ein nützliches, revolutionäres Tool, da eine Revolution eine Ausdauer von Absichten, Verbindungen und konzeptioneller Integrität benötigt. Das setzt voraus, dass man eine große Aufmerksamkeitsspanne hat, welche es in Twitter so nicht gibt.4 Das Internet spielte laut ihm dennoch eine fundamentale Rolle dabei, dass Obama gewählt wurde. Seine Administration hätte es aber nicht auf eine nützliche Art und Weise genutzt, weil noch keiner weiß, wie das geht. Wir wären noch am Beginn und müssen das alles noch herausfinden.5 Aus heutiger Sicht kann man sich spätestens seit der Wahl Trumps sicher sein, dass hier schon einiges hinzugelernt wurde.

Dennoch glaubt er an eine Umgebung, in der jeder etwas sagen möchte, auch etwas sagen kann. Und jeder, der zuhören möchte, auch zuhören kann. Darin hat sich seine Vision vom Internet in den letzten 25 Jahren nicht geändert und die Leute können selbst aussortieren, was sie hören wollen und was nicht.6

Gegen Ende des Gesprächs erzählt Barlow von seiner Mutter, welche damit startete, dass die schnellste Möglichkeit an Informationen zu kommen die war, ein Pferd im Galopp zu reiten. Es endete damit, dass sie die ganze Zeit E-Mails schrieb. Daran kann man die tiefgreifende Transformation in der Informationstechnologie erkennen und wenn sie nun Geschichten erzählte, war die Technologie unsichtbar. Da es um das Gespräch ging und nicht um das Telefon.7

Abschließend ist es schade, dass kaum weitere Gedanken im Bezug auf die Unabhängigkeitserklärung zu hören waren. Nichtsdestoweniger war es ein spannender Podcast, da ich Barlow zum ersten Mal sprechen sehen habe und es großartig ist, was für weise Aussagen er mit seiner jahrelangen Erfahrung und dem vielen Wissen über das Web trifft.

Quellen
  1. Vgl. Barlow, John Perry, TWiT Netcast Network: »TWiT Live Specials 43: Live With John Perry Barlow«, Stand: 21.10.2010, URL: https://www.youtube.com/watch?v=c2U-6tHE3Wg, TC: 00:05:40–00:06:06, abgerufen am 17.4.2017.
  2. Vgl. Ebd., TC: 00:07:55–00:09:00.
  3. Vgl. Ebd., TC: 00:13:05–00:13:22.
  4. Vgl. Ebd., TC: 00:14:18–00:14:50.
  5. Vgl. Ebd., TC: 00:18:22–00:18:40.
  6. Vgl. Ebd., TC: 00:41:30–00:41:55.
  7. Vgl. Ebd., TC: 00:42:40–00:43:20.