Inspiration für die Ausstellungsform

Als Ausstellungform kann ich mir den Bau eines Raumes vorstellen, welcher die Evolution des Webs zeigt. Ähnlich der Wunderkammer könnten die gesammelten Materialien und Essenzen scheinbar unstrukturiert, aber geordnet, gezeigt werden.

Als Ausstellungform kann ich mir den Bau eines Raumes vorstellen, welcher die Evolution des Webs zeigt. Ähnlich der Wunderkammer könnten die gesammelten Materialien und Essenzen scheinbar unstrukturiert, aber geordnet, gezeigt werden. Als weitere oder auch zusätzliche Möglichkeit halte ich den Aufbau im zeitlichen Verlauf für denkbar. Der Raum oder lange Gang wäre dabei in 3–4 Zeitabschnitte aufgeteilt und der Besucher durchgeht die Evolution.

Für den Raum selbst finde ich eine Zusammenstellung diverser Materialien ansprechend. So könnten weiße oder mit UI-Elementen tapezierte Wände aus Holz als Hintergrund dienen und ein schwarzes Gitter als Netzwerk im Vordergrund stehen. An ihm könnten die Objekte angebracht werden. Als Objekte sehe ich momentan beispielsweise Plakate, Fotos oder LED-Rahmen, die die Information transportieren. Im Raum selbst stelle ich mir einen angedeuteten »Nachbau« der Zeit selbst vor. Möbelstücke und Gegenstände geben dabei erste Hinweise und durch 3D-Druck gefertigte UI-Elemente oder z. B. einem Hinweisschild mit »Under Construction« könnten digitale Elemente in den analogen Raum geholt werden.
Zurzeit ist es jedoch schwierig mich noch intensiver mit der Ausstellung selbst zu beschäftigen, da ich das Ziel der Arbeit noch nicht ausgearbeitet habe. Ich hoffe, dass es in den nächsten Tagen auf den Punkt bringen kann, um die übrige Zeit intensiv nutzen zu können.

Inspiration für die Ausstellung im realen Raum

Besucherzentrum in Montignac, France
Räumlich-Mediale Installation im »Internationale Zentrum der Höhlenmalerei in Montignac Lascaux«. Vor allen die netzwerkartige Struktur in Kombination mit den leuchtenden Elementen halte ich für sehr wirkungsvoll.I
Smart Design Expo – Europshop 2017
Stand von »Smart Design Expo« auf der Euroshop 2017. Hier finde ich wiederum die netzartige Struktur spannend, sowie die Kombination der Materialitäten.II
Wunderkammer von Cornelis van der Geest
Wunderkammer von Cornelis van der Geest. Ich kann mir eine Ausstellung ähnlich der Wunderkammer vorstellen: Als Collage vieler unterschiedlicher Objekte.
Abbildungen
  1. Architektur: Snøhetta + Duncan Lewis, Szenografie: Casson Mann, Conseil Général de la Dordogne: »Besucherzentrum in Montignac, France«, URL: http://www.janglednerves.com/lascaux-4/, abgerufen am: 12.5.2018.
  2. Syndicate: »Smart Design Expo – Euroshop 2017«, URL: https://www.pinterest.de/pin/350717889726773256/, abgerufen am 12.5.2018.

Design im Prozess

Bezüglich meiner Recherche über die visuelle Evolution im Web, möchte ich einige Punkte festhalten, welche sich für mich als wichtige Eckpfeiler herauskristallisieren.

Bezüglich meiner Recherche über die visuelle Evolution im Web, möchte ich einige Punkte festhalten, welche sich für mich als wichtige Eckpfeiler herauskristallisieren.

Das Heranwachsen zum eigenen Medium

Im Gesamtüberblick ist eine Erkenntnis für mich besonders essenziell. Nämlich die, dass sich das Layout im Web aus einer zunächst technisch bedingten Fluidität ins Statische wandelt, um anschließend wieder dynamischer zu werden. Zunächst spricht man von der No-Layout-Ära, welche sich etwas bis 1996 hält. Zuvor gab es einfach keine Möglichkeiten und Ansätze, Layouts zu erstellen. Mit der anfänglichen Aufteilung durch Tabellen und Frames, konnten endlich mehrere Spalten angelegt werden, was letztendlich jedoch zur völligen Starrheit des Designs geführt hat. Diese Gestaltung, welche sich stark am Printdesign anlehnt und ein gescheiterter Versuch ist, die komplette Kontrolle über das Medium zu erhalten, wird durch die Einführung des iPhones im Jahr 2007 überflüssig. Nach und nach kommen mehr Endgeräte mit noch mehr Bildschirmgrößen auf den Markt, was bedeutet, dass ein neuer Weg gefunden werden muss, für ein flexibles Medium wie es das Web ist, zu gestalten. Ethan Marcotte führt 2010 den Begriff Responsive Design ein, welches in eine neue Fluidität des Webs mündet. Letztendlich ist es wichtig, das World Wide Web nicht als festen Rahmen zu verstehen, sondern als ein wandelbares Medium, welches sich an die Endgeräte unterschiedlichster Art anpassen sollte und dessen Kontrolle nicht ausschließlich in der Hand des Designers liegt.

Entwicklung einer eigenen Formsprache

Ein entscheidender Punkt ist für mich zudem die Entwicklung der Materialität im Web. In Bezug auf das GUI bei Computern, habe ich bereits von Metaphern gesprochen, die dafür verwendet werden, Technik verständlicher zu machen. Auch in Bezug auf UI-Elemente sehe ich diese Vorgehensweise zu Beginn des World Wide Webs. Zwar war die Gestaltung häufig in den technischen Möglichkeiten begründet, aber an vielen Stellen sieht man die Übertragung analoger Gegebenheiten ins Digitale. Ein Button war in einem Beispiel tatsächlich so entworfen, dass es einem roten Button aus dem Realen ähnelt. Weiter wurde beispielsweise bei der Einführung des iPhones der Stil des Skeuomorphismus verwendet. Auch hier finden sich Metahpern wieder, welche z. B. e-Books in einem Regal angeordnet zeigen. Funktional wäre diese Darstellung zwar nicht wichtig, dem Nutzer hilft das aber ungemein, um einen Bezug zum Realen herstellen zu können und das Neue zu begreifen. Skeuomorphismus unterscheidet sich dabei vom Realisums, bei dem aus ausschließlich visuellen Gründen, reale Materialitäten verwendet werden.

Später verwandelt sich dieser Stil ins Flat-Design, welcher wiederum durch das Material Design von Google abgelöst wird. Flat-Design stellt prinzipiell den Gegenentwurf vom Skeuomorphismus dar. Während zuvor versucht wurde, alles so realistisch wie möglich darzustellen, fällt beim Flat-Design jeder Bezug zum Realen weg. Jegliche Höhen und Tiefen gehen verloren, Schatten oder optische Schimmereffekte fallen gänzlich weg. Material Design hebt dagegen die Wichtigkeit hervor, auch reale Gegebenheiten mit in die Gestaltung einzubeziehen. Hier ist ein Button tatsächlich erhaben, Input-Felder dreidimensional eingelassen und Schatten sollen bei der Darstellung des Objekts helfen. Gleichermaßen geben Schattierungen einen Hinweis auf die Dimensionen.

Diese Entwicklung zeigt mir, dass das Medium allmählich eine eigene Formsprache für sich beansprucht. Nach vorheriger Imitation des Realen, welche durch das Flat-Design ins extreme Gegenteil umspringt, könnte durch das Material Design eine harmonische Mischung beider Welten entstehen.

Veränderte/Verschwundene GUI/Elemente

Eine dritte und letzte Feststellung, welche mir innerhalb des visuellen Parts wichtig ist, ist die Veränderung von grafischen Benutzeroberflächen sowie das gänzliche Verschwinden von Elemenenten durch neue Formen von Interfaces und kulturelle Lernprozesse.
Endgeräte wie das Smartphone oder Tablet brachten bereits neue gestalterische Herausforderungen mit sich. In Zukunft wird sich das Erscheinungsbild durch weitere Interfaces, welche es bereits gibt, wandeln. Hier denke ich an Voice Interfaces, Conversational Interfaces oder neue Technologien wie Augmented oder Virtual Reality. Des Weiteren steht der Mensch längst nicht mehr vor einem gänzlich neuen Medium, was bedeutet, dass UI-Elemente gänzlich verschwinden können. An vielen Stellen ist es dem Nutzer zwischenzeitlich bewusst, dass man eine Galerie anklicken oder die einzelnen Fotos am Handy durch Wischen durchblättern kann. Dazu braucht es keinen separaten Hinweis in z. B. Text- oder Icon-Form.

Beide Fälle werfen bei mir die Frage auf, inwiefern sich grafische Benutzeroberflächen verändern und auflösen können. Welche Information ist tatsächlich wichtig und was kennt der Mensch bereits? Welche Technologien können zum Einsatz kommen, um die Bedienung zu erleichtern und wie sähe eine Nutzeroberfläche im Extremfall bei fortgeschrittener Technologie aus? Wie weit muss die Kontrolle des Designers über die Gestaltung tatsächlich reichen?

Mögliche Wege meiner Master-Arbeit

In meiner Zwischenbesprechung mit Alain Yimbou am 28.3.2018 geht es um den aktuellen Stand meines Master-Projekts sowie um die mögliche praktische Umsetzung. Mein Thema, das den Arbeitstitel »evolution of a medium« trägt, zielt auf die kulturellen, technologischen und visuellen Veränderungen des World Wide Webs von Beginn an.

In meiner Zwischenbesprechung mit Alain Yimbou am 28.3.2018 geht es um den aktuellen Stand meines Master-Projekts sowie um die mögliche praktische Umsetzung. Mein Thema, das den Arbeitstitel »evolution of a medium« trägt, zielt auf die kulturellen, technologischen und visuellen Veränderungen des World Wide Webs von Beginn an.

Mögliche Inhalte

Kulturell sind für mich die Verformung der Gesellschaft, die Auflösung geographischer Grenzen, die Infosphäre, die Neuordnung von Raum und Zeit sowie das Web als Abbild der Kultur interessant. Technologisch könnte man das Web als jeweiligen Prototype der nächsten Entwicklung sehen. Zudem ist die Technologie als Motor und Lösung spannend für mich. Entwicklungen im Frontend, wie beispielsweise die Erstellung von Web-Layouts mit Tabellen, Floats, Flexbox oder CSS Grid gehören dabei fast schon in den visuellen Bereich.

Während kulturelle und technologische Aspekte vielmehr eine Nebenrolle spielen werden, steht vor allen Dingen der visuelle Part im Vordergrund. Nachdem das Web anfänglich mit seinen sehr gegenständlichen UI-Elementen eher eine Übersetzung der materiellen Welt war, evolviert es zunehmend zu einem eigenen Medium. Weiter halte ich den Verlauf von einer »No-Layout-Ära« hin zu sehr statischen Layouts und zurück zu fluiden Umsetzungen für sehr wichtig. Auch hier ist zu sehen, dass sich das Web zunächst sehr am Printbereich orientiert hat, um sich dann als eigenes Medium zu etablieren. Die Veränderung der grafischen Benutzeroberflächen, basierend auf kulturellen Lernprozessen und technologischem Fortschritt, ist ein weiterer essenzieller Bestandteil.

Theoretischer Teil

In meinem theoretischen Part möchte ich mich neben der historischen Entwicklung des World Wide Webs und grafischer Benutzeroberflächen mit Informationssystemen, medientheoretischen Inhalten sowie allgemeinen Konzepten des World Wide Webs auseinandersetzen. Dieser Bereich bietet zwar nur oberflächliche Einblicke, hilft mir jedoch zur Orientierung und zur Erfassung des Gesamtkontexts.
Im Bereich der Informationssysteme werde ich mich unter anderem mit Paul Outlet, Vannevar Bushs Memex, J.C.R. Licklider, Ted Nelson, Doug Engelbart und Bill Atkinsons HyperCard beschäftigten. Im medientheoretischen Teil möchte ich Einblicke in die Theorien von Marshall McLuhan, Vilem Flusser, Luciano Floridi, Byung-Chul Han oder Felix Stalder geben. Hier muss eine weitere Auswahl oder Erweiterung zeigen, welche Inhalte tatsächlich relevant für meine Arbeit sein werden. Im allgemeinen könnten Konzepte wie z. B. das von Linked Open Data bereichernd sein.

Praktische Ansätze

In welche exakte Richtung mein praktisches Projekt gehen könnte, ist momentan noch unklar. Für ein spannendes Detail halte ich die zeitliche Einordnung. In diesem Jahr wird das freie World Wide Web 25 Jahre alt und das erste Proposal jährt sich im kommenden Jahr zum 30. Mal. Ich kann mir sowohl eine Ausstellung im World Wide Web als auch im realen Raum vorstellen, wobei wir die ausschließliche Präsentation im Web während des Gesprächs ausgeschlossen haben. Um die digitalen Ergebnisse physisch greifbarer zu machen, macht es durchaus Sinn eine Exposition im realen Raum zu entwickeln. Wie die finale Umsetzung aussehen könnte, muss sich allerdings während meiner weiteren Arbeit herauskristallisieren.

Wie in meinem Beitrag »evolution of a medium« schon ausgeführt, kann ich mir vorstellen, eigene Räume zu bauen und Elemente des Webs, wie beispielsweise den berühmten Sternenhimmel oder MIDI-Sound, ins Analoge zu transportieren. Weiter wäre die Übersetzung von UI-Elementen mithilfe von 3D-Druck denkbar. Im vergangenen Beitrag beschreibe ich mögliche weitere Komponenten, welche ich an dieser Stelle nicht weiter ausführen möchte.

Ausblick

Meine Arbeit könnte Fragen nach zukünftigen Veränderungen beinhalten. Sowie der Einsatz von Natural User Interfaces vieles in der Gestaltung verändert hat, gehe ich davon aus, dass Conversational User Interfaces, Voice Interfaces oder dergleichen massive Auswirkungen auf grafische Benutzeroberflächen haben werden. Auch das Konzept von Linked Open Data beziehungsweise die generelle – auch automatisierte – Darstellung von Informationen wird sicher noch viele, neue Herausforderungen für Gestalter mit sich bringen.
Vor allem die neueren Formen von Interfaces als auch die Verwendung von Technologien wie Eye-Tracking und Augmented oder Virtual Reality, könnten aus meiner Sicht die Auflösung aktueller Formen von grafischen Benutzeroberflächen mit sich bringen.

Inspirierende Projekte

Abschließend habe ich inspirierende Projekte zusammengefasst, welche ich innerhalb meiner Master-Dokumentation behandelt habe. Dazu gehört »Once Upon« von Olia Lialina und Dragan Espenschied, welche im Jahr 2011 soziale Netzwerke mit den technologischen Möglichkeiten von 1997 nachbauten. Weiter inspiriert mich von den beiden Netzkünstlern »One Terabyte of Kilobyte Age«, welches ein Archiv von geocities-Seiten darstellt, die kurz vor Schließung des Dienstes gesichert wurden. Bei beiden gefällt mir vor allen Dingen die visuelle Komponente, welche die visuelle Ästhetik der 90er Jahre widerspiegelt. »Grosse Fatigue« stellt für mich eine großartige, poetische Form dar, ein Thema zu behandeln. Eine beeindruckende Verbindung zwischen theoretischen Inhalten und visueller Darbietung sehe ich zudem in den Projekten »In Pieces« von Bryan James, »Pulse« von Markus Kison und »Laws of UX« von Jon Yablonski.

Für meine Abschlussarbeit möchte ich eine visuelle Form finden, welche die Inhalte direkt und ohne Umschweife kommuniziert und die Ästhetik des Webs gleichermaßen mit aufnimmt.

Ted Nelsons Xanadu als Wegbereiter des World Wide Webs?

Bei der Recherche über das World Wide Web darf Ted Nelson nicht fehlen. Er prägt 1965 den Begriff Hypertext und schrieb von literarischen Maschinen, welche dem Menschen ermöglichen sollen, Informationen niederzuschreiben und zu publizieren. Zudem träumt er von einer utopischen Gesellschaft, in der Menschen alle Informationen teilen können und sich auf Augenhöhe begegnen. Die wahrscheinlich bekannteste Arbeit von Ted Nelson ist das Hypertext-Projekt Xanadu, welches 1960 seinen Anfang nahm.

Bei der Recherche über das World Wide Web darf Ted Nelson nicht fehlen. Er prägt 1965 den Begriff Hypertext und schrieb von literarischen Maschinen, welche dem Menschen ermöglichen sollen, Informationen niederzuschreiben und zu publizieren.1 Zudem träumt er von einer utopischen Gesellschaft, in der Menschen alle Informationen teilen können und sich auf Augenhöhe begegnen.2 Seine wahrscheinlich bekannteste Arbeit ist das Hypertext-Projekt Xanadu, welches 1960 seinen Anfang nahm.

Das Projekt Xanadu

Durch das Projekt Xanadu soll ein »Docuverse«, ein Universum aus Dokumenten, entstehen, welches es möglich macht, jegliche Literatur fest miteinander zu verflechten.
Alex Wright beschreibt in seinem Vortrag, dass es bei Xanadu nicht nur um simple Verlinkungen geht, sondern um dynamische Beziehungen, wenn ein Abschnitt in einen anderen Abschnitt kopiert wird. Das Dokument lebt innerhalb des anderen weiter, jedes hat seinen Platz und wird dynamisch upgedatet.3

In einer Demonstration von Xanadu Space, der meinem Verständnis nach letzten Xanadu-Version vor der aktuellen OpenXanadu aus dem Jahr 2013, spricht Ted Nelson über seine ursprüngliche Hypertext-Idee. Als Schreibender sah er das Blatt Papier als Gefängnis, durch das der Text von vier Wänden eingesperrt wurde und aus dem Ideen entfliehen wollten. Klammern oder Fußnoten sind dabei erste Hinweise darauf, dass ein Bedarf besteht, Texte miteinander zu verbinden oder mit zusätzlichen Informationen zu versehen. Mit der Erfindung von Computern sah er die Möglichkeit, aus diesem Papiergefängnis zu entfliehen.4
Mit elektronischen Dokumenten sind viele Dinge möglich, die mit Papier nicht umsetzbar sind. Umso irrsinniger ist es aus seiner Sicht, dass alle versuchen Papier zu imitieren; so z. B. Adobes Acrobat oder Microsofts Word. Er kann nicht verstehen, wieso es nicht möglich ist Randnotizen zu machen, da er Parallelität als großen Vorteil elektronischer Schriftstücke sieht. Diese Parallelität macht es laut ihm einfacher, Texte zu schreiben und zu lesen.5

Xanadu sieht Nelson als Lösung des Problems. Bei seiner Präsentation zeigt er den dreidimensionalen Raum, der in seinem Beispiel aus elf Dokumenten und 27 Verweisen besteht. Neben den »Deep Links« für Inhaltsverknüpfungen, liefert er einen wichtigen Ansatz mit dem von ihm geprägten Begriff »Transklusion«.

Mit Transklusion ist die Verbindung zwischen einem Hauptdokument und einer Begleitseite gemeint. Dabei sind die Inhalte an verschiedenen Orten verfügbar und das Hauptdokument wird auf diese Weise mit weiteren Informationen verbunden.6 Dabei geht es nicht um einen Link zum ursprünglichen Inhalt, sondern um eine Wiederverwendung dessen.7 Das bedeutet, dass beispielsweise Änderungen im originalen Text, dynamisch im aktuellen Dokument geupdatet werden. Nelsons Beschreibung nach »ist die Transklusion das, was Zitat, Nachahmung und Querverweis lediglich versuchen. […] Alias und Caches sind Formen der Transklusion«8. Er bemerkt zusätzlich, dass Vannevar Bushs Idee des Memex mit Transklusionen anstelle von Links arbeitet.9

In Xanadu Space werden sie sichtbar, wenn man sich durch die Hauptseite klickt. Man erhält parallel die verbundene Information, die auf der Begleitseite im eigentlichen Kontext zu sehen ist.10 In diesem riesigen Kosmos aus Verknüpfungen, kann man einer Verbindung folgen und genau nachvollziehen, was sie bedeutet.11 Damit besteht der Informationsraum aus vielen Informationsatomen, die Klammern, Fußnoten oder Formulierungen wie »Wie schon erwähnt« überflüssig machen.

Unterschiede zum und Probleme mit dem World Wide Web

Ted Nelson hat offensichtlich ein Problem mit dem aktuellen Aufbau des World Wide Webs. So schreibt er beispielsweise in »I DON’T BUY IN«, dass das Web kein Hypertext ist, sondern nur dekorierte Verzeichnisse. Er fügt hinzu, dass es bei Xanadu ausschließlich um die Dokumentenstruktur geht, so dass Autoren und Leser nicht über Dateistrukturen oder hierarchische Verzeichnisse nachdenken müssen, sondern sich auf das wesentliche konzentrieren können. Gleichermaßen ist er der Ansicht, dass das Dokument und das MarkUp voneinander getrennt sein müssen, um den Inhalt nicht mit der Präsentation zu vermischen.12 Auf technischer Ebene sieht er einen fundamentalen Fehler des Webs darin, dass Links nur in eine Richtung führen. Er macht deutlich, dass es eine Alternative zum aktuellen Aufbau des World Wide Webs gibt und sie – vermutlich das Team und Xanadu-Anhänger – weiter dafür kämpfen werden.13

Offen gesagt fällt es mir schwer zu beurteilen, inwiefern Ted Nelson mit seinen Aussagen richtig liegt. In manchen Teilen meiner Auseinandersetzungen hatte ich das Gefühl, dass er den verlorenen Kampf nicht akzeptieren will und aus diesem Grund an mancher Stelle behauptet wird, dass Tim Berners-Lee seine Idee geklaut und schlecht umgesetzt hat. Auf der anderen Seite halte ich vor allem die Verwendung von Transklusionen für großartig und dem Web bei weitem voraus. Das treibt meiner Meinung nach den Gedanken einer völligen Vernetzung sinnvoll weiter. Auch die Verwendung bidirektionaler Links halte ich hierbei für einen Fortschritt. Ähnlich wie bei Bushs Memex sehe ich die Möglichkeit, Inhalte nicht nur miteinander zu verknüpfen, sondern Verknüpfungen nachvollziehen zu können. Hierdurch kann wiederum neues Wissen generiert werden.

Um diese Frage final zu klären, müsste ich mich durch die unzählig vorhandenen Dokumente über Xanadu arbeiten, was ich aus Zeitgründen nicht tun werde; dafür ist sie für mein gesamtes Masterthema letztendlich nicht wichtig genug. Jedoch werde ich mich eventuell in einem weiteren Beitrag der Frage widmen, inwiefern ein System wie Xanadu Auswirkungen auf das UI im Web hätte. Bisherige visuelle Eindrücke halte ich nämlich nicht für sonderlich praktikabel oder zumindest nicht für sehr ansprechend.

Abschließend möchte ich noch – völlig umkommentiert – weitere Begriffe für mich festhalten, die Nelson geprägt hat. Alex Wright erwähnt sie in seinem Vortrag und sie könnten möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt wichtig werden: stretchtext, zippered list, window sandwiches, indexing vortexes, part-punces, tumblers, collateral hypertext, Hummers, thinkertoys, fresh hyperbooks, anthological hyperbooks, grand systems.14

Quellen
  1. Vgl. Berners-Lee, Tim; Fischetti, Mark (Hg.): »Weaving the Web – The Original Design and Ultimate Destiny of the World Wide Web«, New York 2000, S. 5.
  2. Vgl. Ebd.
  3. Vgl. Wright, Alex, UX Brighton: »The Web That Wasn’t: Forgotten Forebears of the Internet«, Stand: 10.6.2014, URL: https://www.youtube.com/watch?v=CR6rwMw0EjI, TC: 00:44:40–00:45:56, abgerufen am 18.8.2017.
  4. Vgl. Nelson, Theodor Holm, photonhunter: »Ted Nelson demonstrates Xanadu Space«, Stand: 6.9.2008, URL: https://www.youtube.com/watch?v=En_2T7KH6RA, TC: 00:30:00–00:01:20, abgerufen am 23.10.2017.
  5. Vgl. Ebd., TC: 00:01:20–00:02:30.
  6. Vgl. Ebd., TC: 00:03:12–00:04:52.
  7. Vgl. Nelson, Theodor Holm; Project Xanadu; Keio University: »Xanalogical Structure, Needed Now More than Ever: Parallel Documents, Deep Links to Content, Deep Versioning and Deep Re-Use«, URL: http://www.xanadu.com.au/ted/XUsurvey/xuDation.html, Absatz 4, abgerufen am 23.10.2017.
  8. Ebd., Absatz 6.
  9. Vgl. Ebd., Absatz 9.
  10. Vgl. Nelson, Theodor Holm, photonhunter: »Ted Nelson demonstrates Xanadu Space«, Stand: 6.9.2008, URL: https://www.youtube.com/watch?v=En_2T7KH6RA, TC: 00:03:12–00:04:52, abgerufen am 23.10.2017.
  11. Vgl. Ebd., TC: 00:04:56–00:05:10.
  12. Vgl. Nelson, Theodor Holm: »I DON‘T BUY IN«, URL: http://ted.hyperland.com/buyin.txt, abgerufen am 24.10.2017.
  13. Vgl. Ebd.
  14. Vgl. Wright, Alex, UX Brighton: »The Web That Wasn’t: Forgotten Forebears of the Internet«, Stand: 10.6.2014, URL: https://www.youtube.com/watch?v=CR6rwMw0EjI, TC: 00:46:53–00:47:46, abgerufen am 18.8.2017.
Abbildungen
  1. Titelbild: Unbekannt: »Mockup of transpointing windows, closeup view, 1972«, URL: http://www.xanadu.com.au/ted/XUsurvey/xuDation.html, abgerufen am 23.10.2017.

Die Master-Arbeit: Fokussierung

Zu Beginn meines Master-Studiums habe ich mich unter anderem mit der Frage auseinandergesetzt, inwiefern sich das Web auf gestalterischer und kultureller Ebene verändert hat. Nachdem ich nun lange Zeit breit recherchiert und mich auch mit völlig anderen Bereichen auseinandergesetzt habe, möchte ich mich nun wieder fokussieren und mein Thema eingrenzen.

Zu Beginn meines Master-Studiums habe ich mich unter anderem mit der Frage auseinandergesetzt, inwiefern sich das Web auf gestalterischer und kultureller Ebene verändert hat. Nachdem ich nun lange Zeit breit recherchiert und mich auch mit völlig anderen Bereichen auseinandergesetzt habe, möchte ich mich nun wieder fokussieren und mein Thema eingrenzen.

Vor kurzem habe ich begonnen mich inhaltlich und grafisch näher mit der Entwicklung des Webs von Beginn an auseinanderzusetzen (Evolution der Webästhetik »). Diesen Weg möchte ich weitergehen und einen visuellen Weg finden, meine Ergebnisse zu präsentieren. Dabei kann ich mir zum einen eine Ausstellung, zum anderen eine interaktive Ausstellung oder Weberzählung vorstellen.

Ein erster praktischer Ansatz ist die Sammlung diverser UI-Elemente, welche ich katalogisiert darstellen möchte. Ich stelle mir vor, dass so die Entwicklung visuell greifbarer wird. Zudem habe ich bereits erste Gestaltungsmuster erkannt, welche den kulturellen Weg sowie das veränderte, allgemeine Verständnis des Webs deutlich zeigen. Weitere Gedanken und Ideen – sowohl in Bezug auf Theorie als auch Praxis – möchte ich noch reifen lassen und für mich selbst prüfen.

Im Galopp zur nächsten Information

Auf Basis der »Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace« möchte ich einen weiteren Einblick über John Perry Barlow erhalten. Dabei bin ich auf den Podcast TWiT.tv von Leo Laporte aus dem Jahr 2010 gestoßen. Gemeinsam mit Tom Merritt spricht er in »TWiT Live Specials 43: Live With John Perry Barlow« mit dem Bürgerrechtler und Songtexter John Perry Barlow über die »Electronic Frontier Foundation«, die Freiheit im Internet sowie die Unabhängigkeitserklärung selbst. Leider wird letzteres eher angeschnitten als wirklich besprochen, so dass ich aus dem Podcast keinen wirklichen Benefit für meine Arbeit ziehen kann. Nichtsdestotrotz äußert Barlow interessante Gedanken, welche ich kurz dokumentieren möchte.

Nach der Behandlung der »Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace« möchte ich einen weiteren Einblick über John Perry Barlow erhalten. Dabei bin ich auf den Podcast TWiT.tv von Leo Laporte aus dem Jahr 2010 gestoßen. Gemeinsam mit Tom Merritt spricht er in »TWiT Live Specials 43: Live With John Perry Barlow« mit dem Bürgerrechtler und Songtexter John Perry Barlow über die Electronic Frontier Foundation, die Freiheit im Internet sowie die Unabhängigkeitserklärung selbst. Leider wird letzteres eher angeschnitten als wirklich besprochen, so dass ich aus dem Podcast keinen wirklichen Benefit für meine Arbeit ziehen kann. Nichtsdestotrotz äußert Barlow interessante Gedanken, welche ich kurz dokumentieren möchte.

In Bezug auf die Unabhängigkeitserklärung und Regierung verfestigt er seine Meinung, dass man zu einem großen Schöpfer der Umgebung wird, in der man selbst geformt wird. Seinem Empfinden nach, sind die meisten innerhalb der Regierung unter anderen Umständen geformt worden als die Leute, die die meiste Zeit virtuell verbringen.1

Weiter merkt er an, dass es durch z. B. Wikipedia möglich geworden ist, dass man für die meisten Dinge, für die es eine Wahrheit gibt, auch eine Wahrheit kennen kann. Nach ihm ist die Voraussetzung, wie wir Wahrheit und Realität verstehen, Dinge einer maximalen Wahrnehmung auszusetzen und dann einen gemeinsamen Konsens zu finden. Speziell bei Wikipedia muss er daher keinen Zweifel daran haben, dass eine Antwort nicht stimmt. Was er nicht berücksichtigt hatte ist, dass viele Leute die Wahrheit nicht kennen wollen oder sogar glücklich sind vorsätzlich falsche Informationen zu streuen, weil es ihnen hilft.2
Zudem ist er überzeugt davon, dass wir besser darin werden, schlechte und gute Informationen unterscheiden zu können. Momentan (2010) sieht er uns noch als kulturelles Äquivalent eines 13 1/2-jährigen.3

Twitter hält er nicht für ein nützliches, revolutionäres Tool, da eine Revolution eine Ausdauer von Absichten, Verbindungen und konzeptioneller Integrität benötigt. Das setzt voraus, dass man eine große Aufmerksamkeitsspanne hat, welche es in Twitter so nicht gibt.4 Das Internet spielte laut ihm dennoch eine fundamentale Rolle dabei, dass Obama gewählt wurde. Seine Administration hätte es aber nicht auf eine nützliche Art und Weise genutzt, weil noch keiner weiß, wie das geht. Wir wären noch am Beginn und müssen das alles noch herausfinden.5 Aus heutiger Sicht kann man sich spätestens seit der Wahl Trumps sicher sein, dass hier schon einiges hinzugelernt wurde.

Dennoch glaubt er an eine Umgebung, in der jeder etwas sagen möchte, auch etwas sagen kann. Und jeder, der zuhören möchte, auch zuhören kann. Darin hat sich seine Vision vom Internet in den letzten 25 Jahren nicht geändert und die Leute können selbst aussortieren, was sie hören wollen und was nicht.6

Gegen Ende des Gesprächs erzählt Barlow von seiner Mutter, welche damit startete, dass die schnellste Möglichkeit an Informationen zu kommen die war, ein Pferd im Galopp zu reiten. Es endete damit, dass sie die ganze Zeit E-Mails schrieb. Daran kann man die tiefgreifende Transformation in der Informationstechnologie erkennen und wenn sie nun Geschichten erzählte, war die Technologie unsichtbar. Da es um das Gespräch ging und nicht um das Telefon.7

Abschließend ist es schade, dass kaum weitere Gedanken im Bezug auf die Unabhängigkeitserklärung zu hören waren. Nichtsdestoweniger war es ein spannender Podcast, da ich Barlow zum ersten Mal sprechen sehen habe und es großartig ist, was für weise Aussagen er mit seiner jahrelangen Erfahrung und dem vielen Wissen über das Web trifft.

Quellen
  1. Vgl. Barlow, John Perry, TWiT Netcast Network: »TWiT Live Specials 43: Live With John Perry Barlow«, Stand: 21.10.2010, URL: https://www.youtube.com/watch?v=c2U-6tHE3Wg, TC: 00:05:40–00:06:06, abgerufen am 17.4.2017.
  2. Vgl. Ebd., TC: 00:07:55–00:09:00.
  3. Vgl. Ebd., TC: 00:13:05–00:13:22.
  4. Vgl. Ebd., TC: 00:14:18–00:14:50.
  5. Vgl. Ebd., TC: 00:18:22–00:18:40.
  6. Vgl. Ebd., TC: 00:41:30–00:41:55.
  7. Vgl. Ebd., TC: 00:42:40–00:43:20.

Präsentation IV

In meiner Präsentation stelle ich nicht nur das 2. Semester vor, sondern gebe auch einen oberflächlichen Überblick des 1. Semesters. In diesem Beitrag verweise ich auf die einzelnen Themen und Projekte.

In meiner Präsentation stelle ich nicht nur das 2. Semester vor, sondern gebe auch einen oberflächlichen Überblick des 1. Semesters. In diesem Beitrag verweise ich auf die einzelnen Themen und Projekte. Bei Bezugnahme auf Autoren mache ich hier keine Quellenangaben. Die Quellen sind im jeweiligen Beitrag angegeben.

Analyse grafischer Veränderungen

Im 1. Semester hatte ich im Großen und Ganzen zwei Schwerpunkte. Zum einen die Analyse der grafischen Veränderungen von Webseiten seit den 90er Jahren. Basierend auf Screenshots habe ich dabei die verändernden Text-Bild-Verhältnisse, sowie Interaktionen untersucht.
Das ist dahingehend sehr spannend, dass sich das Web und die Gestaltung durch neue technologische Möglichkeiten verändert haben, aber auch durch die Gesellschaft bzw. durch deren Nutzung und Ansprüchen stark beeinflusst wurden.
Web-Analyse: google.de seit 2001 »

Veränderte Internetnutzung

Mit der Nutzung des Internets beschäftigen sich auch die ARD-ZDF-Onlinestudien, mit denen ich mich auseinandergesetzt habe. Die Umfragen gibt es seit ca. 15 Jahren.
Nutzung von Bewegtbild (ARD/ZDF-Onlinestudie) »
Die Nutzung des Internets unterwegs (ARD/ZDF-Onlinestudie) »

Die Studien sind wiederum wichtig für meinen 2. Schwerpunkt, in dem es um Erzählformen geht bzw. um die Fragestellungen, welche neuen Erzählformen durch neue Medien entstehen können.

Netzkunst

Eine Erzählform, die oft nicht als solche wahrgenommen wird, ich aber sehr spannend finde, ist die Netzkunst. Aus meiner Sicht besitzt sie eine spezielle Ästhetik und arbeitet sehr mit dem Medium selbst. Es wird nicht einfach als zu füllender Platz missbraucht, sondern das Medium und die Technik selbst werden zum Teil der Erzählung gemacht. So z. B. die Frames bei Olia Lialinas »My boyfriend came back from war!«
Olia Lialinas »My boyfriend came back from the war!« »

Zusätzlich finde ich Künstler spannend, die im Netz mit dem Netz arbeiten wie z. B. Addie Wagenknecht. Sie hat generell kritische Arbeiten und eine Arbeit ist beispielsweise ein Diskurs zwischen webbasierten Erfahrungen (lolcatz, memes, gifs) und historisch geschlossenen Systemen, welche die physische Welt regieren. Das Internet ist nach ihr demokratischer Natur, aber kein demokratisches Medium. Sie stellt zudem fest, dass wir mehr auf die Bildschirme als aus unseren Fenstern schauen.
Von Dildodrohnen und lolzcat »

Trans- und crossmediale Erzählungen

Des Weiteren habe ich mich mit trans- und crossmedialen Erzählungen beschäftigt. Darunter auch »about:kate«, welche mit user-generated content und 2nd-Screen-Anwendungen gearbeitet hat.
About:Kate – »Wann haben Sie bemerkt, dass Sie nicht mehr wissen, wer Sie sind?« »

Film und Game

Mit »Fort McMoney« habe ich mich im Bereich Dokumentarspiel auseinandergesetzt. Es enthält viele Cut scenes, spielerisch erlangt man hier neues Wissen. Generell ist Gamification ein wichtiges Thema, denn das Spiel wird als neues Leitmedium angesehen.
Als Erzählform finde ich es an sich spannend, jedoch hat nicht jeder Interesse sich mühevoll durch einen Film oder das Spiel zu spielen.
Das Doku-Game »Fort MyMoney« von David Dufrense »

In Bezug auf die Kombination Film-Game habe ich eine Ausstellung im Filmmuseum Frankfurt besucht: »Film und Games. Ein Wechselspiel«, die genau diesen Aspekt beleuchtet. Schon Ende der 80er beeinflussen sich Game und Film gegenseitig, heutzutage verschmelzen die Medien noch mehr.
»Film und Games. Ein Wechselspiel.« im Filmmuseum Frankfurt

Neben dieser temporären Ausstellung im Filmmuseum, halte ich die allgemeine für sehr interessant. Vor allem mit Blick auf Geräte zur Wiedergabe von Bildern oder für die Erzeugung von Bewegtbildern. Teilweise erinnern sie an heutige Geräte. Generell hatte ich mich bereits mit Augmented und Virtual Reality beschäftigt. Hier hatte ich die Überlegung, ob nicht sogar eine Transformation aus dem Digitalen ins Analoge zu schaffen ist.
Mechanische GIF: Das Giphoscope »

Natürliche Art der Erzählung

Am Ende des 1. Semesters war meine Erkenntnis, dass sich alles Richtung »natürliche Art der Erzählung« entwickelt. Ähnlich wie vor der Schrift als alles noch dynamischer war. Dazu habe ich Parameter aufgestellt, welche solche Erzählungen erfüllen müssten:
Rückbesinnung auf eine natürliche Art der Erzählung »

Projekte: Eye-Tracking-Demo und Giphy-Experiment

In Bezug auf transparente Schnittstellen, entwickelte ich mit zwei Medientechnikern in einer sehr kurzen Zeit eine Eye-Tracking-Demo. Der einzige Anspruch war zu zeigen, was möglich ist. Das Thema »Mystery« war dabei nicht unbedingt meins, jedoch fand ich es spannend, an so einem Projekt mitzuarbeiten. Die großen Fragen waren, was geht und was nicht, was ist grafisch umsetzbar und wo sind die Grenzen.
Das verlassene Haus »

Des Weiteren habe ich mein Giphy-Experiment vorgestellt:
Erstes Experiment mit der giphy-Bibliothek »

Eine weitere Projektidee ist eine Erzählung zu entwickeln, die automatisch bebildert wird. Das widerspricht Byung Chul Hans These, dass Wissen narrativ und Informationen additiv sind. Von daher ist es aus meiner Sicht grundsätzlich nicht möglich, Narrationen automatisiert aus Daten zu generieren. Jedoch ist meine Überlegung die, eine Narration mit genauem Rahmen und exakten Parametern für Daten zu schaffen, um sich einer automatisch bebilderten Erzählung anzunähern.

Eine weitere Idee, die aus dem Giphy-Experiment entstanden ist, ist eine personalisierte Bildsprache zu entwickeln. Dabei müsste der große Datenpool auf dem eigenen Rechner genau getaggt und beschrieben oder zukünftig per Bilderkennung analysiert werden. Die eigene Sprache wird bei dieser Idee in Bilder übersetzt.

Loop-Erzählungen

Eine Loop-Erzählung mithilfe von giphy z. B. als Rauminstallation zu erarbeiten wäre ein weiterer Ansatz.
Dieser Ansatz ist meiner These aus dem 1. Semester, nämlich dass wir durch die Schrift sequentiell denken, sehr nahe. Wir sind als Europäer im Gegensatz zu orientalischen Ländern sehr linkshemisphärisch geprägt. Insgesamt denken wir sehr in Kausalitäten und alles hat einen zeitlichen Aufbau. McLuhan spricht davon, dass wir zunehmend in einer Welt der Gleichzeitigkeit leben und die Zeit aufgehört hat und der Raum verschwunden ist. Durch Loop-Erzählung wäre die Positionierung aufgelöst – es gäbe keinen klaren Zeitpunkt. Die Geschichte würde sich nach und nach – non-linear – erschließen.
Das globale Dorf – Raum, Zeit und Dynamik
Von Loops und der Hyper-Realität »

Interface und Interaction Design

Momentan sind all diese Ansätze auf Eis gelegt, um mich neu zu orientieren. Insgesamt finde ich nämlich sowohl das Web an sich als auch Medieninstallationen sehr spannend. Es wäre auch eine Kombination beider Medien denkbar.

Daher habe ich mich zunächst wieder darauf konzentriert, Beispiele für Weberzählungen zu finden.
Für das schönste Beispiel halte ich Species in Pieces: Eine interaktive Ausstellung »: Species in Pieces (Projekt) »

Des Weiteren habe ich mich mit Interaction Design beschäftigt. So z. B. mit Conversational User Interfaces, welche teilweise die graphischen Benutzeroberflächen ersetzen sollen. Zudem find ich den Ansatz der emphatischen Interaktion interessant, welcher sich darauf konzentriert, inwiefern Rückmeldungen für den Menschen wichtig und sinnvoll sind. Ein schönes Beispiel fand ich hier das eines Baggerfahrers, der jahrelang Bagger fährt und plötzlich eine Fernbedienung bekommt. Hier muss durch Rückmeldung wieder eine Verbindung zum Material aufgebaut werden.
CUI – Conversational User Interface »
Natural User Interface – Die unsichtbaren Schnittstellen »
Empathische Interaktion »

Medieninstallation

Abschließend stelle ich zwei Installationen von Markus Kison vor. Eine davon ist »Pulse« dessen Zentrum ein Gummiobjekt ist, das auf dessen acht Seiten die Grundemotionen des Menschen darstellt. Die Daten kommen dabei via APIs n Echtzeit aus WordPress-Blogs.
»Pulse« von Markus Kison »
»Touched Echo« von Markus Kison »

Der momentane Stand ist der, dass ich große Motivation habe eine Medieninstallation zu bauen, die in irgendeiner Form auf Echtzeitdaten zurückgreift. Dafür werde ich weiter recherchieren, um genaueres über Technologie und Medienechnik zu erfahren.

Abbildungen
  1. Titelbild: Studio SML: Projekte – Deutsches Filmmuseum Frankfurt, Änderung zum Zweck der Präsentation meiner Recherche: Headline sowie Quellenangabe, abgerufen am 30.1.2016.

Entwicklung einer Medieninstallation

In meinem gestrigen Einzelgespräch mit Professor Dr. Stefan Asmus, haben sich unabhängig vom inhaltlichen Schwerpunkt zwei zentrale Punkte herauskristallisiert, die ich hier festhalten möchte.

In meinem gestrigen Einzelgespräch mit Professor Dr. Stefan Asmus, haben sich unabhängig vom inhaltlichen Schwerpunkt zwei zentrale Punkte herauskristallisiert.
Zum einen, dass ich als Master-Projekt möglicherweise eine Medieninstallation entwickeln werde. Zum anderen möchte mich Dr. Stefan Asmus mit dem UX-Designer und Künstler Alain Yimbou vernetzen, der auch an der Hochschule Düsseldorf lehrt und unter anderem in den Bereichen Digitale Transformation, Big Data oder KI forscht.

Wichtig war für mich im Vorfeld des Gesprächs die Vorbereitung (Wiederkehrende Themen, Schlagwörter und Ziele »), die nicht nur das Festhalten des Status quo beinhaltet, sondern auch konkrete Gedanken bezüglich meiner Ziele nach dem Studium zusammenfasst. So dass der Master nicht nur ein weiterer Abschluss sein wird, sondern ein deutlicher Schritt auf dem Weg zum Ziel. Das Gespräch war dabei möglicherweise schon richtungsweisend in Bezug auf mein Abschluss-Projekt.

Neuer Raum – neue Zeit: Neu denken

Das Digitale definiert räumliche und zeitliche Gegebenheiten nicht nur neu, sondern stellt sie gänzlich auf den Kopf. Eine einfache Übertragung von Nicht-Virtuellem ins Virtuelle erfüllt dabei nicht alle Ansprüche. Die Virtuelle Welt muss neu erdacht werden.

In meinem Beitrag »Das globale Dorf – Raum, Zeit und Dynamik« ging es im Zusammenhang mit Marshall McLuhan bereits um die Auflösung von Raum und Zeit. Dort gehe ich schon im Detail auf seine Ausführungen ein.

Nach wie vor fällt es mir schwer, die im orientalischen und asiatischen Raum vorherrschende Denkweise nachzuvollziehen. Während ich als abendländischer und sequentiell denkender Mensch, Information strukturell einordne, führt die Prägung durch die rechte Gehirnhälfte dazu, dass dort Geschehnisse und Prozesse in gleichzeitige Beziehung gesetzt werden.

Zwar war mir durch McLuhan damals schon klar, dass Information unabhängig von Raum und Zeit transportiert werden kann und sich dadurch beide auflösen. Das Buch »Kultur der Digitalität« von Felix Stalder lässt mich jedoch erst jetzt verstehen, inwiefern sich die abendländische Denkweise an die asiatische anpassen wird und was die Auflösung von Zeit und Raum bedeuten kann.

Wörtlich schreibt Felix Stadler folgendes: »Der raumzeitliche Horizont der digitalen Kommunikation ist eine globale, das heißt ortlose Dauergegenwart. Die technische Vision der digitalen Kommunikation ist immer das Hier und Jetzt. Bei verzögerungsloser Informationsübertragung ist alles, was nicht ›hier‹ ist, unerreichbar und alles, was nicht ›jetzt‹ ist, verschwunden«1. Des Weiteren beschreibt er, dass versucht wird eine »endlose globale Gegenwart« herzustellen.2

Diesen Absatz finde ich in zweierlei Hinsicht sehr spannend. Zum einen macht es mir wie bereits erwähnt verständlicher, was die Auflösung von Zeit und Raum bedeuten kann: Zeitliche und räumliche Grenzen werden binnen Millisekunden überwunden, was unserer gewohnten Welt und Physis widerspricht. Zwar bewegen wir uns immer schneller fort, doch die Vision des Beamens, spricht einer ähnlich schnellen Überwindung von Zeit und Raum innerhalb von Millisekunden, bleibt bisher nur eine große Sci-Fi-Utopie.
Zum anderen besteht das Internet aus dem Hier und Jetzt. Neben Stalders genannten Punkten bedeutet das: Vergangene Inhalte spiegeln zwar bedingt eine zeitliche Abfolge wider, aber durch den digitalen Gedächtnisverlust – mit dem ich mich näher in »Die Hypergeschichte« auseinandersetze – bedeutet das nicht zwingend, dass das Internet eine geschichtliche Abfolge anzeigt. Im Gegenteil: Durch Datenverlust (sei es durch Löschung oder Nichtüberführung in neue Technologien), Überspeicherung und Veränderung tritt ein Zustand der Geschichtslosigkeit sowie eine immer währende Gegenwart ein. Im Gegensatz zu meiner damaligen Vermutung bin ich nun überzeugt davon, dass nachfolgende Generationen durchaus eine gewisse geschichtliche Abfolge nachvollziehen können. Damit große Ereignisse und allgemeine Errungenschaften einfach so verloren gehen, müsste sehr viel passieren. Für viel problematischer halte ich es jedoch zwischenzeitlich für Inhalte, die nicht von allgemeiner Wichtigkeit sind. Unabhängig von Content-Art, sei es Firmen-Website, Portfolio oder soziales Netzwerk sehe ich riesige Verluste, wenn diese gelöscht werden. Für uns ist es heute eine einfache Überarbeitung der Website, da man die alte nicht mehr für zeitgemäß oder schön hält. Für die Zukunft bedeutet das ein fehlendes Teil Geschichte. Wenn man bedenkt, dass für die heutige historische Forschung jede Banalität wie z. B. Essbesteck von großer Bedeutung ist, um frühere Zustände zu rekonstruieren, ist dieser Gedanke nicht zu unterschätzen und meiner Meinung nach sogar extrem wichtig.

Abschließend möchte ich noch auf die Bibliothek Europeana zu sprechen kommen, die mir bereits bekannt war und von Stalder kurz angerissen wird. Er führt aus, dass in dem Archiv Schätzungen zu Folge vierzig Millionen Objekte vorhanden sind und insgesamt in den »europäischen Archiven und Museen mehr als 220 Millionen natur- und 260 kulturgeschichtliche Objekte«3 lagern. Zum einen hält er es für problematisch, dass es »schwer festzustellen ist, ob ein bestimmtes Werk, eine entscheidende Referenz fehlen, wenn an seiner oder ihrer Stelle eine Fülle anderer gefunden wird«4. Zum anderen merkt er an, dass sich einzelne Objekte aus ihrer übergeordneten Narration lösen, die das Museum oder Archiv hergestellt haben. Dadurch werden sie zum einen bedeutungsoffener und zudem besteht der einzige Zusammenhang zwischen Suchanfrage und die durch Suchalgorithmen gefundenen Ergebnisse.5
Ersteres hinterfragt die Vollständigkeit. Wird es gelingen alle Objekte digital zugänglich zu machen? Meine persönliche Meinung: Ja. Aus meiner Sicht ist es nur eine Frage der Zeit. Für Probleme, die es in diesem Zusammenhang gibt, z. B. rechtliche Hürden, wird es langfristig eine Lösung geben. Zudem sollte es ein Anliegen aller sein, kulturelle Objekte für alle zugänglich sowie konservierbar zu machen.
Dass sich die Objekte aus ihrer Narration lösen, halte ich für ein viel größeres Problem. Sicherlich kann man einzelne, nicht-virtuelle Gegebenheiten ins Digitale bringen, doch eine komplette Übertragung halte ich für fast unmöglich. So kann man beispielsweise bestimmten Werke auch im Digitalen ihren Platz in bestimmten Sammlungen geben, bei der Übertragung von Orten bin ich jedoch sehr kritisch. Ob ein Werk im Guggenheim-Museum in Bilbao oder im Pariser Louvre steht, macht manchmal durchaus einen Unterschied. Das einfach nur zu wissen, reicht aus meiner Sicht nicht aus. Daher wird es an dieser äußerst Stelle wichtig werden, nicht nur eine einfache Digitalisierung zu vollziehen, sondern eine tatsächliche Transformation. Die Orte Museum und Archiv müssen komplett neu gedacht werden.

Insgesamt hat mich Stalders Buch nicht begeistert, da es mir trotz vorgestellter Struktur teilweise als lose Sammlung sämtlicher digitaler Themen vorkam. Dennoch konnte ich zum einen Antworten auf Fragen finden und zum anderen hat es mich in vielerlei Hinsicht zu neuen Fragen inspiriert. Allein dafür hat sich das Buch zur Recherche definitiv gelohnt.

Quellen
  1. Stalder, Felix: »Kultur der Digitalität«, Berlin 2016, S. 147.
  2. Vgl. Ebd.
  3. Ebd., S. 107.
  4. Ebd., S. 112.
  5. Vgl. Ebd., Berlin 2016, S. 115.

Inspiration für die Entwicklung einer Medieninstallation

Jakob Behrend stellt in seinem Buch »Interreaction – Interaktive Medien und Kommunikation im Raum – eine Einführung für Gestalter« Geräte zur Ein- und Ausgabe, sowie Verarbeitung vor. Des Weiteren legt er offen, mit welcher Hard- und Software die vorgestellten Projekte realisiert wurden.

Schon mehrmals habe ich für mich interessante Arbeiten aus dem Buch »Interreaction – Interaktive Medien und Kommunikation im Raum – eine Einführung für Gestalter« von Jakob Behrend vorgestellt. Für besonders hilfreich halte ich dabei, dass Behrends offenlegt, welche Hard- und Software für das jeweilige Projekt genutzt wird. Des Weiteren erstellt er eine Übersicht verschiedener Geräte zur Ein- und Ausgabe, sowie Verarbeitung.
Da für mich die Entwicklung einer Medieninstallation auch in Frage kommt und ich mich sehr für die Transformation digitaler Inhalte in die mechanische Welt interessiere, bildet seine Übersicht1 eine sehr gute Grundlage für weitere Recherchen. So kann ich mir beispielsweise den Einsatz von Berührungssensoren oder leitfähiger Farbe sehr gut vorstellen und ich bin motiviert erste Experimente damit durchzuführen.

Quellen
  1. Vgl. Behrends, Jakob: »Interreaction – Interaktive Medien und Kommunikation im Raum – eine Einführung für Gestalter«, Stuttgart 2015, S. 190–207.